Richtig ist, der PmBok Guide war schon immer ein großer Wurf. Ich selbst arbeite seit der Version 3 mit dem PmBok Guide. Ab der Version 4, und erst Recht ab der Version 5, konnte man den Rollout einer Projekt-management Kultur durch diesen „Guide“ meistern und den Reifegrad im Unternehmen, in Sachen Project Excellence forcieren.
Bei der Version 6 kam es primär nur zu Erweiterungen mit agilen Ansätzen.
Die 49 Prozesse des PmBok Guides bilden hervorragende Leitplanken bezogen auf die Steuerung eines Projekts.
Aber gerade diese Klarheit und Transparenz einer Prozessbeschreibung, inspirieren und bieten den Vorteil, ganzheitliche Vorgehensweisen im Projekt zu erreichen. Auch die Werkzeuge und Methoden die in den Prozessen enthalten sind, bieten einen hervorragenden Schatz an Hilfsmitteln, auf die so mancher Projektmanager gar nicht kommen würde.
In den 20 Jahren, die ich Projektmanager trainiert habe, kannten vielleicht 10 – 15% der teilnehmenden Projektleiter maximal die Hälfte aller Werkzeuge und Methoden des PmBok Guides. Bei den restlichen 85 % der Teilnehmer, reduzierte sich die Kenntnis rapide abwärts auf 15 – 20% der Werkzeuge und Methoden.
Von daher ist der PmBok Guide eine Erfolgsstory für die deutsche Projektmanagement Expertise.
Warum „großer Wurf“?
Wenn man das Potenzial an Erweiterungen bezüglich der Version 7 fokussiert, kann man sicherlich von einem großen Wurf sprechen.
Ich denke aber, dass sich die brauchbaren Anteile des PmBok Guide 7, aus der Perspektive der verschiedenen Klientelen ergeben, die den PmBok 7 auf einen „normalen Wurf“ reduziert. Schließlich will der PmBok Guide eine Bibel für alle sein, ohne sich auf die mosaischen Gesetze zu berufen (Die 10 Gebote waren die ersten der über 600 mosaischen Gesetze). Eher auf das Neue Testament, das nur noch mit Prinzipien aufwartet.
Ich würde die Nutzung des Guides in die beiden Bereiche Prüfung und Praxis unterteilen.
Für die Prüfung werden die zukünftigen Teilnehmer der gesamten Philosophie des PMI folgen müssen. In der Praxis aber, werden Unternehmen, die sich ausschließlich im prognostizierten Projektmanagement zu Hause fühlen, nach wie vor auf den PmBok Guide 6 oder die PMIstandard+ Plattform* zugreifen, die den PmBok Guide 6 und den Agile Practice Guide enthält.
Ähnlich werden agil geprägte Bereiche, weiterhin den agilen Way of live präferieren. Allerdings erweitert um das immense Repertoire des „Project Management Body of Knowledge“, der zu erheblichen SCRUMBUTS führen wird.
* Auf Verlinkungen der PMIstandards+ Plattform, haben Sie nur als eingeloggtes Mitglied Zugriff! |
Woraus besteht nun der PmBok Guide 7?
Genau genommen aus drei Teilen, wobei sich ein Teil nicht im Buch befindet. Hierbei handelt es sich um die schon oben genannte digitale PMIstandard+ Plattform. Der gesamte PmBok Guide 6th, sowie zusätzliche Praxisbeispiele, lassen sich dort finden. Die Suchfunktion allerdings, sucht nicht wirklich gut. Das PDF oder das Buch ist da ungleich schneller. Von daher benötigen Sie nach wie vor den PmBok Guide 6, auch für das Seminar.
Sie erhalten aber als Teilnehmer meiner Seminare einen Zugriff auf ein Link Dokument, dass die Themen und die Aufgaben der Extension Content Outline verlinkt. Hier finden Sie ein Beispiel. Die andern Tabellen sind in der Passwort geschützten Seite entsprechend gefüllt.
Die Prozessgruppen, Werkzeuge und Methoden der Prozesse des PmBok Guide 6th, sind nach wie vor gültig. Diese können Sie auch weiterhin als PMI Mitglied unter PMIstandard+ Plattform einsehen oder über den PmBok Guide 6th verinnerlicht werden. Sie finden in der PMIstandard+ Plattform diverse Artikel, bspw. „Aufwandsschätzung in agilen Projekten, Ressourcenbedarf, Projektstrukturplan, Entwickeln eines Backlogs“ etc., zu denen oben rechts in der Ecke ein Link auf die Quelle verweist. Die Quelle ist dann entweder der PmBok Guide 6th oder der Agile Practice Guide, das agile Add on zum PmBok Guide 6th. (Siehe die nächsten Bilder).
Templates download von der PMIstandard+
Ein echter Benefit ist die Möglichkeit Templates von der PMIstandard+ herunter zu laden! Beispiel:
Ein Buch, zwei Elemente
Das Buch selbst wird aus einem Standard (ANSI) und einem Guide bestehen.
Der Standard enthält die „Project Management Principles“:
1. Stewardchip: Seien Sie ein fleißiger, respektvoller und fürsorglicher Verwalter.
2. Team: Bauen Sie eine Kultur der Verantwortlichkeit und des Respekts auf.
3. Stakeholder: Beziehen Sie Stakeholder ein, um ihre Interessen und Bedürfnisse zu verstehen.
4. Ganzheitliches Denken: Fokus auf den Wert.
5. Erkennen Sie die Wechselwirkungen von Systemen und reagieren Sie darauf.
6. Führen: Motivieren, beeinflussen, coachen und lernen.
7. Maßschneidern: Passen Sie den Lieferansatz an den Kontext an.
8. Qualität: Bauen Sie Qualität in Prozesse und Ergebnisse ein.
9. Komplexität: Bewältigen Sie Komplexität mit Wissen, Erfahrung und Lernen.
10. Chancen und Risiken: Gehen Sie auf Chancen und Bedrohungen ein.
11. Anpassungsfähigkeit und Resilienz: Seien Sie anpassungsfähig und widerstandsfähig.
12. Änderungsmanagement: Ermöglichen Sie Veränderungen, um den angestrebten zukünftigen Zustand zu erreichen.
Die Prinzipien dienen als Maximen für das gesamte Projektmanagement, egal ob prognostiziert, agil oder hybrid. Der Kontext wird weiter unten in einer Grafik noch dargestellt. Genaueres zu den Management Prinzipien lesen Sie hier.
Der zweite Teil des Buches besteht aus dem Guide. Schwerpunkt im Guide sind die acht „Project Performance Domains“:
- Stakeholders
- Team
- Development approach and Life Cycle (Lesen Sie einen Artikel zur Anwendung der Domain)
- Planning
- Project work
- Delivery (Lesen Sie einen Artikel zur Anwendung der Domain)
- Measurement
- Uncertainty
Diese „Performance Domains“ dürfen nicht mit den drei Domains der PMP Prüfung Inhalte verwechselt werden (Menschen, Prozesse, Business). Diese acht Domains fassen die bisherigen 13 Wissensgebiete zusammen. Beispiel:
Die Performance Domain „Team“. Zwei Wissensgebiete:
- Ressourcenmanagement
- Kommunikationsmanagement
Wie sieht die Herangehensweise aus?
Bleiben wir bei dem Beispiel der Performance Domain „Team“. Der Guide definiert:
Zentrale Anforderung: Aufgaben und Funktionen werden den Mitarbeitern zugewiesen, die für die Erstellung der Liefergegenstände des Projekts und die Geschäfts Ergebnisse zuständig sind.
Erwünschte Ergebnisse:
· Gemeinsam verantworteter Aufgaben Bereich
· Leistungsstarkes Team
· Geeignete Führung sowie weitere zwischenmenschliche Fähigkeiten bei allen Teammitgliedern.
Als nächstes bietet Ihnen der Guide Schlüsselthemen an, die diese Domain betreffen:
1. Projekt Team Management und Führung:
a. Zentralisiert
b. Dezentralisiert
2. Team Entwicklung
3. Team Kultur
4. Hohe Teamleistungsfähigkeiten
5. Führungs-Fähigkeiten
a. Entwickeln und aufrecht erhalten einer Vision
b. Kritisches Denken
c. Motivation
6. Zwischenmenschliche Beziehungen
a. Emotionale Intelligenz
b. Entscheidungs-Fähigkeit
c. Konflikt Management
7. Zuschneiden oder Anpassen des Führungsstils
Wie geht man als Trainer mit den Vorgaben um. Nicht alles steht im PmBok Guide, ist aber trotzdem relevant für die Prüfung. Nehmen wir den letzten Punkt, „Zuschneiden oder Anpassen des Führungsstils“. Ein beschreibendes Konzept oder Modell für dieses Thema liegt im PmBok Guide 6th nicht vor. Allerdings bietet der PmBok Guide meistens irgendwo einen kleinen Hinweis an, den man nicht überlesen darf. Auf Seite 318 PmBok Guide 6, findet man einen Hinweis:
„Anwendbare Organisationstheorien können die Ausübung eines flexiblen Führungsstils empfehlen, der sich den Änderungen des Reifegrads eines Teams während des gesamten Projektlebenszyklus anpasst.“
Jetzt muss man als Trainer entweder vorhandenes bewusstes Wissen über entsprechende Modelle oder Methoden abrufen können, die den Führungsstil und den Reifegrad eines Teams oder Mitarbeiters in den Fokus nehmen, oder die Umgebungs-Literatur wälzen.
In diesem Fall eignet sich das „Situative Führen nach Hersey und Blanchard“. Sie finden einen Artikel zu dem Thema in meinem BLOG.
In meinem Seminar für die PMP Prüfung wird sich inhaltlich zu der Domain „Team“ nicht viel ändern. Neben den „Schlüsselthemen“ und „Erwünschten Ergebnissen“, werden die Prinzipien 1,2,6 und 9 in Bezug gesetzt, aber inhaltlich ändert sich dadurch nichts. Hatte man als Trainer wenig Struktur in diesem Modul, gilt es jetzt, durch die neuen Vorgaben, mehr Struktur zu schaffen. Ein ehemaliger Prüfling, der die PMP Prüfung 2021 wiederholen müsste, müsste nur die Zuordnung zu den „Erwünschten Ergebnissen“ und den „Prinzipien“ abrufen können. Die Schlüsselthemen waren auch Teil der bisherigen Vorbereitung.
Vergleicht man jetzt alte und neue Vorgehensweisen, gibt es einige Kongruenzen und nur wenig Abweichendes: Der Guide sieht in vielen Bereichen die Notwendigkeit, mehr in die Tiefe zu gehen. Die Vorgabe, „Deeper discussion….“ als wird sehr häufig als neues Element in den acht Performance Domains genannt. Von daher kann man davon ausgehen, dass in der neuen Prüfung in den ausgewiesenen Bereichen, mehr Tiefenwissen erwartet wird. Außerdem verschieben sich erhebliche Anteile in Richtung Soft Skills.
Was liefert der Guide noch?
Modelle, Methoden und Artefakte.
Ein Modell wurde hier schon genannt: „Situatives führen.“
Methoden: Bspw. Schätzverfahren. Der PmBok 6th kennt die Methoden „Drei-Punkt-Schätzung, Analog-Schätzung, parametrische Schätzung und Bottom-up Schätzung (S. 174)
Artefakte: Alle möglichen Dokumente, Basispläne, Risikoregister, Qualitätsmetriken etc.
Grafischer Vergleich PmBok 6 System und PmBok 7 System
Wichtig für die Prüfung
Wenn Ihr Training alle „Enablers“ der Examination Content Outline (ECO) abdeckt, sollte Ihre Prüfung kein Problem sein. Das ist allerdings in einer Woche (35 Kontaktstunden) nicht zu schaffen. Rechnen Sie, falls Sie keinen Urlaub einsetzen mit etwa 3 – 6 Monate autodidaktisches Lernen.
Zusammenfassung
Die Performance Domains geben die Anforderungen vor: Kernanforderung, erwünschte Resultate, Schlüsselthemen.
Die Project Management Principles beleuchten alle Inhalte durch die „Werte“ moralischer Art oder Philosophie.
Die konkreten Inhalte finden Sie zum großen Teil in der digitalen PMIstandard+ Plattform.
Der Guide liefert zudem noch Beispiele für Modelle, Methoden und Artefakte.