PmBok 6, Kapitel 5: Inhalts- und Umfangsmanagement in Projekten
Anfangs wird von einem Kontinuum gesprochen, dass auf einer Skala von prognostizierten Projektlebenszyklen (von Agilisten häufig als „klassisches Projektmanagement“ bezeichnet) bis zu agilen Projektlebenszyklen reicht. Der Begriff agiler Projektlebenszyklus wird im PmBok 6 auch häufig mit adaptivem Projektlebenszyklus übersetzt. Man kann schon durchaus von einem „PmBok Guide agil“ sprechen. Dieses Thema muss für die zukünftige PMP Prüfung der PMP Zertifizierung erheblich berücksichtigt werden.
So werden anfangs beide Projektlebenszyklen beschrieben, wobei der weitaus größere Anteil den agilen Methoden gewidmet wird. Die Prozesse des Kapitels werden sinnvoll und fokussiert auf die agile Vorgehensweise projiziert. Letztendlich wird hier bestätigt, was Sie in unseren beiden Artikeln schon Anfang 2016 nachlesen konnten, dass alle Elemente des PmBok Guides auf bspw. SCRUM angewendet werden kann. SCRUM ist ja nur ein Rahmenwerk, die eigentlichen Prozesse, Werkzeuge und Methoden, sind nicht enthalten.
Es wird sehr gut erklärt, wie bspw. „Projektinhalt und –umfang verifizieren“ und „Projektinhalt und –umfang validieren“ bezogen auf Phasen und bezogen auf Sprints oder Iterationen angewendet werden.
Schon im PmBok Guide 5th wurde zwischen „prognostizierten Lebenszyklen, iterativ/inkrementellen Lebenszyklen und adaptiven (agilen) Lebenszyklen“ unterschieden. Nach meinem jetzigen Wissensstand entfällt im PmBok 6 der iterativ/inkrementelle Lebenszyklus (Berichtigung: Auf Seite 19 werden beide Lebenszyklen beschrieben). Wenn man „Inkrement“ als funktionale Einheit und „Iteration“ als Wiederholung interpretiert, dann kann beides, sowohl in prognostizierten als auch adaptierten Lebenszyklen vorkommen.
Trends und neu entstehende Praktiken im PmBok 6
Obwohl der Titel des Kapitels „Inhalts- und Umfangsmanagement in Projekten“ lautet, zeigen die Erklärungen im Untertitel „Trends und neu entstehende Praktiken….“, dass die ersten Anforderungsaktivitäten schon weit vor eine Projektinitiierung starten, in der Geschäftsanalyse. Hier gewinnt eine vollkommen neue Rolle an Relevanz: Der Geschäftsanalyst. (Eine Offerte der Deutschen Bahn „Geschäftsanalyst“ finden Sie unter diesem Link)
Da der Geschäftsanalyst im Vorfeld einer Projektinitiierung mit Anforderungsaktivitäten beschäftigt ist, empfiehlt PMI auch während der Projektdurchführung eine starke Interaktion dieser Rolle mit dem Projektmanager.
Überlegungen zu Anpassungen
Grundsätzlich werden hier unter anderem zwei neue Elemente des PmBok 6th in die Überlegungen mit einbezogen: Wissen (Prozess „Projektwissen managen“) und der Entwicklungsansatz. Beides habe ich schon im Kapitel „Integrationsmanagement“ kommentiert.
Zusätzlich werden Überlegungen zu den agilen Ansätzen umschrieben.
Die Prozesse
Die Prozesse bleiben die, die es auch schon im PmBok 5 gewesen sind. Allerdings gibt es innerhalb der Prozesse einige Änderungen. Was grundsätzlich als positiv zu bewerten ist, man kommt wieder zu vollständigeren Aufzählungen bei den Inputs und Outputs zurück, ähnlich wie im PmBok Guide 4th.
Inhalts- und Umfangsmanagement planen
Im ersten Prozess, „Inhalts- und Umfangsmanagement planen“, kommt als neuer Input der „Entwicklungsansatz“ hinzu. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass der Entwicklungsansatz entweder als Ausgangswert oder ganz allgemein im Rahmen der Aktualisierung des Projektmanagementplans eine Aktualisierung erfährt oder erfahren kann. Eine Aktualisierung des Entwicklungsansatzes ist im PmBok Guide 6th nirgendwo explizit vorgesehen (Bisheriger Wissensstand). Auch ein Entwicklungsansatz, kann sich im Laufe des Projekts grundlegend ändern oder auch nur marginale Änderungen erfahren.
Bei den Werkzeugen und Methoden wird jetzt i.d.R. immer die Datenanalyse genannt. Die Datenanalyse kommt kann unterschiedlichste Werkzeuge enthalten. Sie finden erweiterte Beschreibungen zur Datenanalyse auf den Seiten 143, 170, 202, 213, 226/227, 245, 261/262, 282, 292, 356, 415, 423, 433/434, 512,533/534. Ich könnte mir vorstellen, dass die Datenanalyse in der PMP Prüfung zur PMP Zertifizierung einige Fragen enthalten wird.
Als Nachteil werte ich die neuen Flussdiagramme im PmBok Guide 6 Edition. Auch in der Abb. 5.3. werden die anderen Prozesse des Kapitels 5 nicht angezeigt. Wenn man die Abb. mit der Abb. 5-3, Seite 107 aus der PmBok Guide 5th vergleicht, sieht man den Unterschied. Gerade für Anfänger ist die Komplexität der Prozessinteraktionen eine erhebliche Hürde. Eine Darstellung im umliegenden Kontext wäre hier aus didaktischer Sicht zu präferieren.
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Fortsetzung folgt