Mit Bulimielernen zur PMP-Zertifizierung? Naja…

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Das Bild zeigt ein Gehirn, auf das ein Pfeil zeigt, an dessen Ende "Lernen" steht. Lernen bedeutet aber nicht Bulimielernen. Lernen muss bedeuten, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erweitern. Rhetorik und ein beherrschtes Unterbewusstsein unterstützen Sie dabei.

Gibt man in einer „Google Ranking Website“ den Begriff „PMP-Zertifizierung“ ein, tauchen da mindestens 100 Anbieter auf, die sich mit Seminaren zur Vorbereitung auf die Prüfung zum Project Management Professional gegenseitig überbieten. 5-Tage-Seminare sind der Klassiker, inzwischen werden aber auch 4- und 3-Tage -Seminare angeboten, die allerdings auch die benötigten „35 Kontaktstunden“ attestieren, quasi Bulimielernen. Der neueste Trend sind „Prüfungs-Simulatoren“, die mit tausenden von Fragen das Bestehen der Prüfung garantieren. In dem Fall nur eine kurzfristige Konditionierung. 

Wollen Sie nur die PMP Prüfung bestehen? Oder wollen Sie den Transfer in Ihre Praxis sicher stellen?

Man könnte meinen, der Nürnberger Trichter wurde neu erfunden. Konzepte sind da selten erkennbar.

Wenn man den prüfungsrelevanten Teil des Projectmanagement Body of Knowledge quantifizieren wollte, müsste man mindestens 2000 DIN A4 Seiten beziffern. Diese Schätzung lässt der PmBok Guide vom PMI zu, der mit seinen knapp 600 Seiten komplexe und interdisziplinäre Themen nur im Kern darstellt und für darüber hinaus gehenden Lernstoff auf die Umgebungsliteratur verweist.

Die Zulassung zur Prüfung zum Project Management Professional erfordert ein nachweisbares Maß an Praxiserfahrung sowie 35 Kontaktstunden Ausbildung auf Basis des PmBok Guides und der Certification Outline des PMI.


In den Seminaren wird aber deutlich, dass die Praxiserfahrung häufig keinen wirklichen Beitrag zum Erlernen der Theorie des Projectmanagement Body of Knowledge leistet. 70% aller Werkzeuge und Methoden sind für die meisten Teilnehmern unbekannt und werden oder wurden –zumindest in der deutschen Praxis– bisher nicht angewendet. Von daher betreten die meisten Projektleiter mit der Zertifizierung im Kontext der Methoden des Projektmanagements ziemlich viel Neuland.


Wäre es ein Argument für Bulimielernen (Surface Learning), bestimmte Werkzeuge und Methoden eventuell nicht zu benötigen?

In einem Re-Zertifizierungsseminar bei einem großen Anbieter in der Kommunikationsbranche saßen 16 Teilnehmer. Alles zertifizierte Project Management Professionals, die nach 3 Jahren sogenannte „Practical Developements Units“ (PDUs) benötigten, um Ihre Zertifizierung weiter aktiv zu halten.


Thema: Earned Value Management (EVM) mit MS Project.


Keiner der 16 Teilnehmer konnte auch nur im Entferntesten erklären, worum es beim EVM geht, obwohl das EVM mit 8 Seiten im PmBok Guide den größten Anteil an Text darstellt und auch in der Project Management Professional Prüfung mit durchschnittlich 10 Fragen berücksichtigt wird.

Wie sich dann später herausstellte, wurden im Vorbereitungsseminar zur Prüfung nur die Formeln des EVMs gelernt. Ein Verständnis über Sinn und Zweck des EVM wurde nicht vermittelt. Um EVM zu verstehen, nicht zu beherrschen, aber zu verstehen, sind mindestens 8 Ustd. notwendig.

 

EVM beim Department of Defence der USA

Nur zum Hintergrund: Das EVM ist das wichtigste Werkzeug des Department of Defence USA (DoD) um frühzeitig superteure Projekte (40-50 Milliarden Dollar Bereich) der Militärindustrie zu beurteilen. Gegebenenfalls kann ein Abbruch erzwungen werden, wenn die Termin- und Kostenziele absehbar in nicht tolerierbare Dimension vorstoßen.

Wenn es bei Projekten des DoD in den 60ern noch zu Kostenüberschreitungen von 20% kam, konnte ab Ende der 90er das DOD über EVM die Kostenüberschreitung auf durchschnittlich 5,5% senken. Sicherlich auch für deutsche Großprojekte ein probates Mittel!

Das Bild zeigt zwei Refernezen von Mitarbeitern der Knorr-Brmse GmbH und Siemens AG.
Teilnehmer Kommentare
Man sieht einen kleinen Mann, an dessen linken Bein sich Spinnweben herauf gearbeitet haben. Der Mann ist der Meinung, "Bulimisten haben den Erfolg gepachtet".

Trägt Bulimielernen zum Erfolg bei?

Dieses Beispiel des DoDs macht deutlich, das Bulimielernen erheblichen Schaden anrichten kann. Das Problem ist, dass Lehrende mit Kalkül und Lernende aus Unwissenheit, Disziplinen in ihrer Relevanz für sich selbst als auch für ihr Unternehmen unterschätzen. Ganz abgesehen von den neuronalen Folgen. Psychologen bezeichnen „Bulimielernen“ inzwischen schon als Krankheitsbild.

 

Auch wenn ein Thema mit angrenzender Wahrscheinlichkeit für die zukünftige Arbeit nicht relevant ist, können durch „Deep Learning“ Effekte auftreten, die zu einem erheblichen geistigen Ertrag führen können. Im Kontext von EVM z.B. kann ein zusätzliches signifikantes, angrenzendes Faktenwissen erworben werden. Projektcontrolling allgemein, SOX, Risikomanagement, Kennzahlenprognosen, graphische Darstellungen, Technical Peformance Measurement… das sind alles Themen, die signifikante Schnittstelen zum EVM bilden.

Auch die Total Cost of Ownerships frequentieren des Projektlebenszyklus.
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Jochen Mai, Herausgeber der Karriere Bibel tituliert einen Artikel zum Bulemielernen:

 

„Bulemielernen: Ein Erfolgsschlüssel.“

In einem unteren Absatz, „Bulimielernen: Lohnt sich das?“, beginnt Herr Mai mit dem Zitat:

„Viele Menschen können das nicht. Sie haben schon Probleme damit, sich auf eine Sache zu konzentrieren.“

Hat Bulimielernen denn etwas mit systematischer Recherche, systemischen Analysen, Diskussionen und umwandeln von Informationen in profundes Wissen zu tun? Man kann eher das Gegenteil konstatieren: Bulimielernen ist etwas für ungeduldige oder in Zeitnot geratene Lerner!

 

Macht die Fähigkeit, sich konzentrieren zu können, einen Unterschied zwischen Lernen mit Tiefgang (Deep Learning) oder Bulimielernen (Surface learning)?

 

Meine Erfahrungen zeigen mir, dass gerade Lernen mit Tiefgang sehr viel mehr (konstruktive) Konzentration und Lernkompetenz erfordert, als ein reines Auswendiglernen. Was die Konzentration beim Bulimielernen schwächt, ist der fehlende Belohnungseffekt des limbischen Systems unseres Gehirns. Es stellt sich dann das Gefühl ein, sich besonders stark konzentrieren zu müssen.

Zudem ist Nachhaltigkeit nicht nur für den Umgang mit unseren Technologien und Ressourcen wichtig, sondern auch für den Umgang mit unserem Gehirn! Regelmäßige Belohnungen durch entsprechende Botenstoffe machen quasi süchtig. Das Gehirn schreit nach Input!

 

Herr Mai schreibt in dem besagten Artikel, er habe in seinem Leben viele erfolgreiche Menschen kennengelernt. Danach schreibt er:

„Sie alle haben immer wieder dieselben Dinge gemeinsam: Sie alle hatten oder haben einen Traum, eine Vision, ein Ziel, und das haben sie mit aller Kraft und sehr klarem Fokus verfolgt. Und genau das wurde am Ende mit Erfolg belohnt.“

 

Dieses Zitat wurde unter der Überschrift „Bulimielernen: Mit Fokus zum Lernerfolg“ veröffentlicht.

Herr Mai setzt immer wieder „Fokus“ oder „fokussieren“ sowie „Erfolg“ quasi synonym mit Bulimielernen.

 

Das ist das eigentlich Verwerfliche an dem Artikel! Herr Mai suggeriert jungen Menschen, mit Bulimielernen das eigene Leben erfolgreich zu gestalten zu können.

Eine Frau versucht sich zu erinnern. Sie war letze Woche auf einem Bulimie Seminar. Sie überlegt, wo das war?

 

 

Bulimielernen als Ausnahme!

Sich auf ein Ziel zu fokussieren, kann der „Tieflernende“ als auch der „Bulimielerner“ erreichen.  Ob die vielen erfolgreichen Menschen, die Herr Mai kennen gelernt hat, durch Bulimielernen zum Erfolg kamen, darf aufgrund er heutigen Erkenntnisse in der Gehirn- und Lernforschung stark bezweifelt werden.

Niemand bestreitet, dass nicht jeder Mal in die Situation kommen kann, Surface Learning betreiben zu müssen. Auch die heutigen Studiengänge an den Universitäten sind häufig so konzipiert, dass es manchen Studenten, die vielleicht auch noch Geld verdienen müssen, kaum möglich macht, Prüfungsstoff durch vertieftes Lernen zu betreiben.

 

 

Lebens-Lern-Strategie – Erreichen Sie kreatives Neuland!

Die „Lebens-Lern-Strategie“ aber sollte so konzipiert sein, dass schon mit dem Einstieg in das Berufsleben eine profunde, interdisziplinäre Wissensbasis etabliert wurde, die einer Karriere extrem dienlich sein kann.

Die heutigen Technologien können maßgeblich diese Ziele unterstützen. Notieren Sie sich mal einen Monat lang alle Zeitphasen, in denen Sie nicht Kreatives ausführen. Damit ist nicht die „schöpferische Pause“ gemeint, die das Gehirn durchaus benötigt. Aber wie oft sitzen Sie in der U-Bahn ohne etwas Produktives zu leisten. Oder wie oft fahren Sie Auto, ohne einen interessanten Podcast zu hören? Wie oft schauen Sie sich stumpfsinnige Werbung im Fernsehen an? Die Blockbuster auf den Privatsendern enthalten im Schnitt 30 Minuten Werbung! Ton aus! Tablet an…auch wenn es nur 5 Minuten sind!

 

Abgesehen von den Fernzielen, die Sie sich stecken, erstellen Sie jeden Monatsanfang eine „Linkliste“, in der Sie Websites mit Artikeln, Webinare und Podcasts zu einem oder mehreren Themen listen. Zu fast jedem Thema existieren zwischen 10 und 50 Websites.

Lernen Sie im Seminar auch, wie sich der Projektlebenszyklus auf die Total Cost of Ownerships auswirkt.

Um den „Belohnungseffekt“ Ihres Gehirns nicht zu verlieren, sollten Sie ein und dasselbe Thema von verschieden Autoren hören oder lesen -also aus unterschiedlichen Perspektiven. Am besten Hören und Lesen gleichzeitig! Der Versuch etwas einfach auswendig zu lernen, erzeugt keinerlei Belohnungsreaktionen Ihres Gehirns. Genau wie Ihr Appetit nachlässt, wenn Sie jeden Tag Pellkartoffel essen, so reagiert Ihr Gehirn wenn Wissen in monotoner Art und Weise nur „gelernt“ wird. Schreiben Sie sich die wichtigsten Aspekte von Hand in ein kleines Heft! Assoziationen, die Ihnen einfallen, notieren Sie ebenfalls! Jedes Mal!

Am Ende des Monats lesen Sie Ihre Aufzeichnungen nach und schreiben eine Zusammenfassung oder einen eigenen Artikel.

In unserem BLOG können können Sie Ihre Artikel veröffentlichen (die muss allerdings redaktionell zugelassen werden). Für jede Zeile, die wir veröffentlichen, erhalten Sie eine Gutschrift von 10 Cent. Deses Geld erhalten Sie als Nachlass auf Seminare, die Sie bei uns buchen. Ähnliches gilt für Webinare oder Vorträge. Für jede Minute, erhalten Sie ebenfalls eine Gutschrift von 10 Cent.

 

Welche Effekte erzielen Bulimielernen und „Lernen mit Tiefgang?

Surface Learning

Primär Auswendiglernen

Fokussiertes Faktenwissen + Routinen

Fokussieren auf Regeln und Formeln, die für die Lösung eines Problems angewendet werden

Fakten und Konzepte werden unreflektiert übernommen

Vernachlässigt den Kontext

Fokussiert auf nicht vernetzte Teile einer Aufgabe

Motivation ist extrinsisch

Deep Learning

Suche nach der Bedeutung und Verstehen

Stützt sich auf das Wesentliche, den Kern

Fokussiert auf zentrale Argumente, die für die Lösung eines Problems von Bedeutung sind

Verknüpft theoretische Ansätze mit eigenem Erfahrungshintergrund

Bezieht den Kontext ein

Verbindet Wissen mit vorhandenen Wissen

Motivation intrinsisch

Um eine Project Management Professional Zertifizierung zu erlangen, sollte der Fokus eben nicht nur auf die Erlangung des Zertifikats liegen, sondern hauptsächlich von der Intention getrieben sein, langfristig angelegtes Know How und „unterbewusste PM–Methoden–Kompetenz“ zu entwickeln. Sie müssen Ihren PMP ja nicht innerhalb kürzester Zeit erreichen.

 

Die Konzeption von TRAINERKNOWLEDGE sieht als erstes Ziel natürlich das Bestehen der Prüfung vor. Ebenbürtig ist aber auch die Entwicklung der „unterbewussten Projektmanagement-Kompetenz“, die wichtigste Kompetenz der vier möglichen Kompetenzen überhaupt! Gerade auch im Bereich Kommunikation spielt die unbewusste Kompetenz eine herausragende Rolle! Genauso wie Sie unbewusst Ihre Sprache sprechen oder die Tasten auf Ihrer Tastatur treffen, gilt es gerade in der Kommunikation, spontan und unbewusst zu kommunizieren.

 

Grundsätzlich stellen die unterbewussten Kompetenzen positive Fähigkeiten dar. Unterbewusste Kompetenzen befähigen Menschen, ohne Mühe oder bewusstes tiefes Nachdenken ein Problem oder eine Aufgabe zu lösen oder zu analysieren.

Neben den unterbewussten Kompetenzen besitzt jeder Mensch aber auch bewussten Inkompetenzen. Analog zu den Hygienefaktoren von Herzberg können die bewussten Inkompetenzen auch als Unzufrieden-Macher bezeichnen.

 

Nehmen wir an, Sie sitzen den ganzen Tag allein in einem Büro und entwickeln Konstruktionspläne. Sie fühlen dabei keine Herausforderung und sind auch sonst irgendwie unzufrieden mit Ihrer beruflichen Situation. In der Mittagspause schleppen Sie sich hungrig, abgeschlafft und unmotiviert in die Kantine. Am Mittagstisch fragt Sie plötzlich vollkommen überraschend ein anderer Mitarbeiter, wie man „Wenn-Dann-Funktionen“ in Excel verwendet. Voller Begeisterung erklären Sie dem Kollegen die Vorgehensweise. Der Kollege bedankt sich bei Ihnen und lobt Sie für Ihre gut verständlichen Erklärungen. Sie gehen mit guter Laune wieder zurück in Ihr Büro.

 

Was ist passiert? Sie sind im Vergleich vor der Mittagspause wie ausgewechselt!

Eine Kompetenz, die in Ihrem Unterbewusstsein schlummert, konnte in der Mittagspause voll zum Einsatz kommen. Ihr limbisches System sendete Botenstoffe aus, die Ihnen freudige Gefühle verschaffen. Sie wurden nicht nur von Ihrem Kollegen gelobt sondern auch von Ihrem Gehirn!

 

Business as usual?

Am Anfang stellten wir die Frage: Ist das die Intention des PMI: Prüfung bestehen, Project Management Professional Zertifikat erhalten, Business as usual?

Auf keinen Fall! Gerade die neuen Richtlinien zum Reporting der PDUs und Erhaltung der Project Management Professional Zertifizierung zeigen, dass PMI Bulimielernen weit von sich weist.

 

 

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